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Erstmals genetische Risikofaktoren für Achalasie nachgewiesen

Mainzer Wissenschaftler veröffentlichen Schlüsseleinsicht in Biologie seltener Funktionsstörung der Speiseröhre

08.07.2014

In Deutschland erkranken jährlich schätzungsweise mehr als 800 Menschen an Achalasie, einer seltenen Funktionsstörung der Speiseröhre. Die Betroffenen leiden unter Schluckbeschwerden und können die Nahrung nicht transportieren. Die Ursache dafür ist zum einen die fehlende Öffnung des Magenpförtners am Ende der Speiseröhre. Zum anderen ist die Peristaltik der Speiseröhre gestört, sodass die Nahrung nicht mehr in den Magen gelangt. In Kooperation mit dem Universitätsklinikum Bonn konnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz jetzt erstmals genetische Risikofaktoren der Erkrankung auf molekulargenetischer Basis nachweisen. Die im Fachjournal Nature Genetics veröffentlichten Erkenntnisse legen nahe, dass genetische Faktoren eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Krankheit spielen.

Über die Ursachen der Achalasie ist wenig bekannt. Doch schon länger gehen Wissenschaftler davon aus, dass es sich bei Achalasie um eine erblich bedingte Krankheit handelt. Allerdings fehlte dafür bislang der Nachweis. "Im Rahmen der weltweit größten Kohortenstudie ist es uns gelungen, Gene zu identifizieren, die an der Entstehung der Achalasie ursächlich beteiligt sind. Die Gene steuern auf zellulärer Ebene autoimmunologische Prozesse, deren Fehlfunktion für die Krankheitsentstehung von Bedeutung sind", so Prof. Dr. Ines Gockel von der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie an der Universitätsmedizin Mainz. Gockel leitet das europäische Forschungsnetzwerk "Achalasia Risk Consortium" (ARC), an dem neben Mainzer Wissenschaftlern auch Forscher verschiedener Universitätskliniken und großer Krankenhäuser beteiligt sind.

Die Achalasie ist eine sehr seltene Erkrankung mit einer geschätzten Häufigkeit von jährlich ein bis drei Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner. Ihr liegt ein Untergang von Nerven der Speiseröhre zugrunde, sodass sich der untere Schließmuskel beim Schlucken nicht mehr öffnen kann. Zudem kommt es zu einer gestörten Peristaltik der Speiseröhre mit der Folge, dass die Nahrung nicht in den Magen weitergeleitet werden kann. Im Endstadium leiden die Patienten an einem Megaösophagus, einer extrem vergrößerten und funktionslosen Speiseröhre. Über die Entstehungsmechanismen der Achalasie ist bislang nur wenig bekannt. Bisherige Untersuchungen wurden lediglich an kleinen Kollektiven durchgeführt.

An der jetzt durchgeführten weltweit größten Kohortenstudie nahmen insgesamt 5.310 Personen teil. 1.068 an Achalasie erkrankten Patienten stand dabei eine 4.242 Personen umfassende Kontrollgruppe gegenüber. Für die Studie nutzen die Forscher eine sehr aufwendige Hochdurchsatz-Genotypisierungs-Technologie. Damit gelang es den Wissenschaftlern, die Erbsubstanz der Achalasie-Erkrankten sowie der nichtverwandten gesunden Kontrollpersonen zu analysieren.

"Diese neuen Erkenntnisse bringen die Aufklärung dieser komplexen Krankheit einen enormen Schritt voran. Sie vermögen einen wichtigen Beitrag dazu zu leisten, die zellulären und molekularen Prozesse besser zu verstehen, die bei der Achalasie von Bedeutung sind. Das ist mitentscheidend, um neue Therapien zu entwickeln", so der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann.

Das Achalasia Risk Consortium (ARC) ist eine Initiative von Naturwissenschaftlern und Ärzten unter Leitung von Prof. Dr. Ines Gockel, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie der Universitätsmedizin Mainz, in Kooperation mit dem Institut für Humangenetik des Universitätsklinikums Bonn, vertreten durch PD Dr. Johannes Schumacher und Prof. Dr. Markus Nöthen. Ziel des ARC ist es, die Ursachen der Achalasie zu erforschen. Mittlerweile sind 11 weitere deutsche und 8 europäische Zentren dem Achalasia Risk Consortium angeschlossen. Derzeit führt die Forschergruppe an einem noch größeren Kollektiv von Achalasie-Patienten und Kontrollen eine genomweite Assoziationsstudie (GWAS) durch, um weitere Risikogene für die Achalasie zu identifizieren. Die Studie wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

Authors: Johannes Gutenberg-Universität Mainz

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